Zinnkraut, auch Acker-Schachtelhalm genannt.© aga7ta / Shutterstock

Acker-Schachtelhalm

Equisetum arvense L.

Zinngras, Zinnkraut, Katzenwedel oder Scheuerkraut, der Acker-Schachtelhalm (Equisetum arvense L.) hat viele Namen. Schon vor über 400 Millionen Jahren gab es diese, häutig als lästiges Unkraut angesehen, Heilpflanze. Doch wer sich einmal näher mit der an ein Nadelbäumchen erinnernden Wildstaude befasst hat der weiß, dass ihre oberirdischen Teile trotz des bitteren Geschmacks nicht nur eine sondern gleich mehrere spannende Wirkungen haben. Aber Achtung, an feuchten Standorten nicht mit seinem nahen Verwandten, dem Sumpf-Schachtelhalm, verwechseln, denn dieser ist giftig, lässt sich aber vom Acker-Schachtelhalm durch die Länge der Abschnitte der einzelnen Wedel unterscheiden. Sind diese Haupttriebe länger als diejenigen der Stängel, hat man einen Acker-Schachtelhalm gefunden, sind sie kürzer, so deutet dies auf einen Sumpfschachtelhalm hin und man lässt ihn lieber stehen.

Herkunft und Botanik

Der Acker-Schachtelhalm ist quasi ein noch lebendes Fossil und besiedelt mit bis heute ungefähr 30 Arten fast weltweit Äcker, Wiesen und Wegrändern, Gräben und Gärten. Die Pflanze gehört botanisch zu den Farnen und unter diesen zur Familie der Schachtelhalmgewächse (Equisetaceae) und der Gattung Schachtelhalme (Equisetum). Sein Gattungsname entstammt dem Lateinischen und setzt sich zusammen aus „equus“(= Pferd) und „seta“ (= Tierhaar, Borste), da er in seiner Optik den borstigen Haaren in der Nackenmähne eines Pferdes ähnelt. Seinen Trivialnamen Zinnkraut hingegen trägt er, da er früher als Scheuermittel und vor allem als Zinnputzmittel, verwendet wurde. Die 10-20 Zentimeter hohe Sporenpflanze bildet keine Blüten sondern von März bis Anfang Mai Triebe, die als fruchtbare und später im Sommer als unfruchtbare Sprossen ausgebildet werden.

Inhaltsstoffe und Heilwirkung

Der Acker-Schachtelhalm ist mit 5 - 7,7% sehr reich an Kieselsäure (bzw. Silikaten), die der Pflanze anstelle des Holzstoffes Lignin ihre Festigkeit gibt. Kaut man ihn, so knirscht er deshalb sogar zwischen den Zähnen. Rund 10% der enthaltenen Kieselsäure ist dabei wasserlöslich. Außerdem enthält er Flavonoide, Alkaloide und Kaffeesäurederivate. Seine harntreibende Wirkung ist vermutlich auf die Flavonoide und einen hohe Kaliumgehalt der Pflanze zurückzuführen, während der wundheilende Effekt höchstwahrscheinlich in seinem Gehalt an Silikaten, Kieselsäure, Silizium und Saponin zu suchen ist. Medizinisch verwendet werden die oberirdischen und unfruchtbaren Teile des Acker-Schachtelhalms aus dem Sommer.

Anwendungsgebiete

Schon der griechische Arzt Dioskurides und andere frühe Entdecker kannten den Acker-Schachtelhalm in seiner Anwendung, bis er in Vergessenheit geriet und erst von Sebastian Kneipp, bekannt für seine Kaltwassertherapie, wieder bekannt gemacht wurde. Der volksmedizinische Einsatz bei zerklüfteten Nägeln und Haarausfall sowie Hautproblemen ergibt sich sinnvoll aus dem hohen Gehalt an Kieselsäure. Außerdem wurden antimikrobielle, sedative, leberschützende und entzündungshemmende Effekte gefunden. Medizinisch anerkannt ist die Anwendung des Acker-Schachtelhalm vor allem innerlich bei Ödemen durch Inaktivität oder nach Verletzungen, zur Durchspülung der Harnwege, insbesondere bei Entzündungen und Nierengrieß sowie die unterstützende Verwendung bei der Behandlung bakterieller Harn­wegs­infektionen anerkannt. Äußerlich wird er als blutstillendes Mittel und zur Wundheilung genutzt.