Hier ist eine blühende Nachtkerze zu sehen.© Artur Bociarski /Shutterstock

Nachtkerze

Oenothera biennis

Jeder hat wohl schon einmal von Nachtkerzenöl gehört, welches aus der Gewöhnlichen Nachtkerze mit dem lateinische Namen Oenothera biennis gewonnen wird. Eigentlich stammt die Nachtkerze aus Nordamerika. Heute blüht sie in fast ganz Europa, denn sie wurde im 17. Jahrhundert eingeführt und ist mit vielen Zuchtvarianten zu einer beliebten Zierpflanze geworden. Die schöne Heilpflanze Oenothera biennis trägt das wertvolle und als traditionelles pflanzliches Arzneimittel bekannte Öl übrigens in den Samen. Verwendet wird es vor allem bei Hautbeschwerden. Da alle Teile der Pflanze essbar sind, kann sie auch in der Küche eingesetzt werden. Die Wurzel soll geschmacklich der Schwarzwurzel sehr ähnlich sein und die Blätter können als Gemüse gekocht oder roh zubereitet werden.

Herkunft und Botanik

Die Gemeine Nachtkerze trägt ihren Trivialnamen, da die Blüten erst gegen Abend, also zur Nacht hin aufgehen. Sie ist eine zweijährige Pflanze, die im ersten Wachstumsjahr nur eine flache Blattrosette bildet. Erst im zweiten Jahr zeigt sie von Juni bis September ihre wunderschönen 2,5 bis 3 cm großen und gelben Blüten an einem bis zu 1 Meter hohen und beblätterten Stängel. Ihre natürlich Heimat ist das östliche und zentrale Nordamerika. Verwildert wächst die Gemeine Nachtkerze gerne an sonnigen Standorten wie Flussufern, Wegrändern und Böschungen. Gemeinsam mit etwa 650 weiteren Arten bildet sie die Familie der Nachtkerzengewächse (Onagraceae) innerhalb der Ordnung Myrtenartige (Myrtales) und mit etwa 180 weiteren Arten die Gattung Nachtkerzen (Oenothera). Während „biennis“ „zweijährig” bedeutet leitet sich der Gattungsname aus dem Griechischen von „oinos“ (Wein) und „ther“ (wildes Tier) ab. Denn man glaubte, dass es möglich wäre mit der nach Wein riechenden Wurzel wilde Tiere zu zähmen. Neben Nachtkerze sind weitere Trivialnamen wie Eierblume, Gelbe Rapunzel, Stolzer Heinrich und Weinblume bekannt.

Inhaltsstoffe und Heilwirkung

Von der Gemeinen Nachtkerze sind die Blätter volksheilkundlich für eine Verwendung gegen Durchfall und als "Blutreinigungsmittel" bekannt. Das als pflanzliches Arzneimittel anerkannte und weithin geläufige Nachtkerzenöl wird jedoch durch Warmpressung und Raffinieren oder eine kalte Extraktion mit Lösungsmitteln aus den Samen der Pflanze gewonnen. Es enthält vor allem Triglyceride, die vorwiegend aus Linolsäure (bis zu 80 %) und γ-Linolensäure (bis zu 14 %) bestehen. Beide sind essentiellen Fettsäuren, die der Körper nicht selber herstellen kann. γ-Linolensäure ist dabei eine Besonderheit, denn aus ihr kann der Körper sogenannte Prostagladine bilden, welche als Gewebshormone viele Wirkungen haben. Unter anderem lösen sie Reaktionen auf Wunden oder andere Verletzungen aus, verbessern die Durchblutung oder schützen Schleimhäute. Prostaglandins E1 hat weiterhin eine antiinflammatorische Wirkung. Zudem findet man in Nachtkerzenöl Fettsäuren wie Ölsäure, Stearinsäure und Palmitinsäure. 

Anwendungsgebiete

Traditionell ist nur wenig über Anwendung der Gemeinen Nachtkerze bekannt, da sie erst etwa 1620, also vor circa 400 Jahren nach Europa gebracht wurde. Nur wenige Überlieferungen deuten darauf hin, dass bereits nordamerikanischen Ureinwohner einen Brei aus den Samen als Heilmittel zur allgemeinen Stärkung verwendet haben. Bekannt ist die Gemeine Nachtkerze namentlich seit ihrer Erstveröffentlichung durch den schwedischen Naturforscher Carl von Linné im Jahr 1753. In der traditionellen Anwendung anerkannt ist die innerliche Anwendung von Nachtkerzenöl zur Linderung von Juckreiz bei akut oder chronisch trockener Haut. Klinische Daten konnten die symptomatische Erleichterung bei Neurodermitis, insbesondere des begleitenden Juckreizes zeigen. Achtsam sein sollten jedoch Patienten mit Epilepsie und Schizophrenie, sie sollten während der Anwendung sorgfältig ärztlich beobachtet werden. Aufgrund seiner beruhigenden Wirkung wird Nachtkernzenöl außerdem gerne in Kosmetikartikeln, speziell in Hautcremes verwendet. Bekannt, jedoch nicht anerkannt sind auch immunstärkende Wirkungen sowie die naturheilkundliche Verwendung bei Heuschnupfen, Migräne, Asthma, Bluthochdruck und Rheuma sowie zur Behandlung von Menstruations- und Wechseljahresbeschwerden.