Beifuß
Eigentlich kennt man ihn nur noch aus der Küche, dort wird er für die Zubereitung von eher schweren Fleischgerichten verwendet, da er die Fettverdauung positiv beeinflussen soll, den Beifuß (Gewöhnlicher Beifuß = Artemisia vulgaris). Mit seinem bitterlichen und mild-herben Geschmack wird er vorwiegend zum Würzen von Gänsefleisch genutzt. Zusammen mit Zwiebeln, Knoblauch und Pfeffer findet er seinen Weg aber auch an weitere Gerichte, wie Schweinebraten, Aal oder Schweineschmalz. Auch wenn die Heilwirkung des eher unscheinbaren Krautes nicht medizinisch anerkannt ist, so hatte er in der Volksheilkunde doch viele Einsatzgebiete.
Herkunft und Botanik
Anfangs vermutlich verbreitet durch den Ackerbau der Jungsteinzeit, also bereits vor 10.000 Jahren, ist die genaue Herkunft des Gewöhnlichen Beifuß heute nicht mehr zu bestimmen. Anzutreffen ist er jedoch nicht nur in allen Bundesländern Deutschlands sondern in allen nördlichen Gebieten der Erde. Der Gewöhnliche Beifuß ist eine ausdauernde krautige Pflanze, die bis zu 2 Meter hoch werden kann und ihre eher unscheinbaren gelblichen Blüten von Juli bis September zeigt. Er wächst überwiegend an anspruchslosen Standorten, wie Brachflächen, auf sandigen Böden oder sogar Schuttflächen und Bahntrassen. Mit etwa 500 weiteren Arten bildet er die Gattung Artemisiengewächs (Artemisia) in der Familie der Korbblütler (Asteraceae). Einer dieser Verwandten ist übrigens der Einjährige Beifuß (Artemisia annua), der seit 2002 Schlagzeilen als Malariamittel macht, denn sein Wirkstoff Artemisinin wirkt anerkannt gegen den Malariaerreger.
Inhaltsstoffe und Heilwirkung
Verantwortlich für den bitteren Geschmack des Gewöhnlichen Beifuß ist seine hohe Menge an Sesquterpenlactonen (Bitterstoffe). Außerdem enthalten ist ätherisches Öl, dessen Zusammensetzung je nach Standort zwar unterschiedlich ist, seine Hauptbestandteile sind jedoch Kampfer, Thujon, 1,8-Cineol, Linalool und Santonin. Seine Heilwirkung wird vor allem den enthaltenen Bitterstoffe zugeschrieben, welche den Magen reinigen sollen, da sie die Bildung von Magensaft und Gallenflüssigkeit anregen und somit die Verdauung unterstützen sollen. Geerntet wurden die oberen Triebspitzen, solange die Blütenkörbchen noch geschlossen waren, oder die Wurzel.
Anwendungsgebiete
Der Gewöhnliche Beifuß war bereits im 11 Jahrhundert bekannt und wurde schon zu dieser Zeit gegen Frauenleiden, Verdauungsstörungen und Harnstauung eingesetzt. Aber Achtung, es wurden auch abortive Eigenschaften der Pflanze beschrieben! Im 12 Jahrhundert wurde der Gewöhnliche Beifuß durch den römischen Gelehrten Plinius gegen Müdigkeit bei Wanderern beschrieben. Und auch bei den Ritualen der Sommer-Sonnenwende spielte er eine Rolle und man umtanzte das Johannisfeuer mit einem Kranz aus Beifuß um die Taille oder verbrannte ihn zusammen mit anderen Kräutern in Häusern und Ställen als Räuchermittel gegen böse Geister. In der Volksmedizin beansprucht der Gewöhnliche Beifuß appetitanregende, wurmfeindliche, antibakterielle und harntreibende aber vor allem verdauungsfördernde und krampflösende Eigenschaften. Daher wurde er bei diversen Anwendungsgebieten wie Magen- und Darmbeschwerden (auch Blähungen, Gallenleiden und Koliken), Appetitlosigkeit, Menstruationsbeschwerden und Wassereinlagerungen sowie Wurmbefall aber auch bei Depressionen, allgemeiner Reizbarkeit und Schlaflosigkeit eingesetzt. Da seine Wirksamkeit jedoch nicht belegt werden konnte und das enthaltene Thujon ihn zudem zu einer leicht giftigen Pflanze macht, wird der Gewöhnliche Beifuß heute fast ausschließlich als Gewürzkraut verwendet.