Blühender Lavendel auf einer Wiese.© Fabrizio Guarisco / Shutterstock

Lavendel

Lavandula angustifolia

Er hat es zur Arzneipflanze des Jahres 2020 geschafft, denn der Echte Lavendel (Lavandula angustifolia) bereichert nicht nur unsere Gärten und Blumentöpfe sondern mit seinen beruhigenden und krampflösenden Wirkungen auch unser Wissen über die Heilkräfte der Natur. Alleine sein charakteristischer Duft lässt uns besser schlafen.

Herkunft und Botanik

Der Echte Lavendel ist eine wärmeliebende, mehrjährige Pflanze und seine natürliche Heimat entsprechend das Mittelmeergebiet von Griechenland über Südfrankreich bis in die Toskana, wo er auch kultiviert wird. Fast jeder kennt wohl den Eindruck ganzer lilafarbener Felder auf Photographien, die diese Faszination transportieren möchten. Die als Halbstrauch wachsende Pflanze erreicht eine Höhe von bis zu 60 Zentimetern und gehört zur Familie der Lippenblütler (Lamiaceae). Neben dem Echten Lavendel gibt es noch 29 weitere Arten und zusammen bilden sie die Gattung der Lavendelpflanzen (Lavandula). Die etwa. 1 cm langen Blütenstände des Echten Lavendel schmücken unsere Gärten und Balkone in den Monaten Mai bis September und erfreuen neben uns Menschen auch viele Insekten.

Inhaltsstoffe und Heilwirkung

Verwendet werden nicht die graufilzig behaarten Blätter des Echten Lavendel, sondern die leuchtend violetten Blüten, denn diese enthalten 1-3% seines ätherischen Öls („Lavendelöl“). Außerdem enthalten sind unter anderem Cumarinderivate, Gerbstoffe, Flavonoide und Phenylcarbonsäuren. Der eigentliche Wirkstoff ist jedoch das Lavendelöl, welches in seiner, dem Lavendel eigene Zusammensetzung, die Hauptkomponenten Linalylacetat und Linalool enthält. Medizinisch anerkannt sind seine beruhigenden und entspannenden Eigenschaften über zentralnervöse Effekte, welche sogar bei Angstzuständen helfen können. Aber auch krampflösende, durch seine hautreizenden Eigenschaften durchblutungsfördernde und antimikrobielle Eigenschaften werden dem Lavendelöl zugeschrieben.

Anwendungsgebiete

Früher wurde der Echte Lavendel vor allem als wohlriechender Zusatz zum Badewasser verwendet. Hieraus leitet sich auch sein Name „Lavandula – Lavendel“ ab, der aus dem Lateineischen von „lavare“ = waschen stammt. Mit Lavendelöl gesättigtes destilliertes Wasser wurde bereits  im 15. Jahrhundert durch Hildegarde von Bingen, Matthiolus, einem italienischen Arzt und Botaniker und Paracelsus, dem bekannten Schweizer Arzt, Naturphilosoph und Alchemist, als Beruhigungsmittel und gegen Zahn- und Kopfschmerzen beschrieben. Es wurde zudem traditionell verwendet, indem es in Räume verdampft wurde, um „aufgeregte“ Kinder zu beruhigen oder auf Zuckerwürfel getropft und eingenommen. Der flämische Botaniker und Arzt Rembertus Dodonaeus nutze es im 17 Jahrhundert sogar als Beruhigungsmittel bei epileptischen Anfällen. Auf 10% verdünnt wurde es darüber hinaus auf die Haut aufgetragen und so gegen Gleichgewichtsstörungen, Einschlafstörungen, funktionellen Herzerkrankungen und Kreislaufstörungen, bei Blähungen und bei schmerzhafter Menstruation genutzt. Nicht alle aber viele dieser überlieferten Anwendungen sind auch heute medizinisch anerkannt, so wird es noch immer innerlich bei Stimmungsschwankungen wie Unruhe, bei ängstlicher Verstimmung, Erregungszuständen oder Schlafstörungen und funktionellen Oberbauchbeschwerden und äußerlich in Form von Bädern bei Kreislauf­beschwerden empfohlen.

Alternativen

Als Alternativen zu Lavendelöl sind die Passionsblume oder Baldrian sehr bekannt. Auch sie werden gerne bei Angespanntheit, Unruhezuständen und Erregbarkeit mit Einschlafstörungen verwendet. Vielleicht weniger bekannt aber nicht weniger Wirksam ist auch die Kombination aus Hopfen, Baldrian und Melisse. Zusammen angewendet ergänzen sich die drei Heilpflanzen durch ihre additiven Effekte an mehreren Angriffspunkten für besseren Schlaf und zur Beruhigung.