Corona bestimmt unser Leben, und es fällt uns beinahe schwer, uns in die Zeit vor der Pandemie zurückzudenken. Aber sicher erinnern wir uns alle in der einen oder anderen Form an folgende Szene: Es ist Herbst geworden. Draußen ist es nass und kalt. Fast sind wir froh, dass wir endlich im warmen und trockenen Büro angekommen sind. Laut nach allen Seiten ein „Guten Morgen“ schmetternd, in der einen Hand der nasse Schirm in der anderen ein Becher mit inzwischen lauwarmem Cappuccino, bahnen wir uns unseren Weg zu unserem Schreibtisch im Großraumbüro.
Und dann passiert es. Gerade haben wir es uns gemütlich gemacht, da erklingt vom Schreibtisch des Kollegen Müller ein herzhafter Nieser. Die „Gesundheit“-Rufe von den benachbarten Schreibtischen gehen dann allerdings in Müllers trompetenartigen Nasenschnäuzen unter. „Hoffentlich stecke ich mich nicht an“, denken wir noch, wenden uns dann aber unserer Arbeit zu. Ein ganz normaler Tag während der Erkältungszeit in Deutschland. Zumindest vor Corona.
Heute, im Herbst 2021, wäre diese Szene einfach undenkbar. Man müsste schon sehr abgebrüht sein, um mit einer dicken Erkältung im Büro oder beispielsweise bei einer Feier zu erscheinen. Schließlich ist uns allen viel zu bewusst und präsent, dass jede Infektionskrankheit das Risiko birgt, andere anzustecken. Und gerade bei einem Infekt der oberen Atemwege ist von außen meist schwer erkennbar, ob es sich um eine harmlose Erkältung, eine Grippe oder vielleicht sogar Corona handelt.
Jede Krankheit will uns etwas sagen:
Also bleiben wir, wenn wir krank sind, einfach zu Hause und schleppen uns nicht noch mit letzter Kraft ins Büro, um den Helden zu spielen und alle unsere Kolleg*innen im wahrsten Sinne des Wortes an unserer Krankheit teilhaben zu lassen. Auch wenn wir vielleicht weniger aus Rücksicht auf unsere Mitmenschen nicht ins Büro gehen, so zwingt uns doch der soziale Druck, mit unseren Viren und Bakterien in unseren vier Wänden zu bleiben. Vielleicht ärgern wir uns darüber, dass wir nun gezwungen sind, uns mit unserer Erkältung zu Hause zu langweilen. Aber diese Zeit des erzwungenen Stillstands bietet auch durchaus wertvolle Chancen für uns. Vorausgesetzt wir nutzen diese auch.
Nüchtern betrachtet, sollten wir - Corona hin oder her - eigentlich immer genau das tun, wenn wir krank sind: zu Hause bleiben und uns ausruhen. Denn mit jeder Krankheit will uns unser Körper etwas sagen. Und die erste Botschaft lautet eigentlich immer: Ruh dich aus. Leg dich ins Bett und gib deinem Körper die Gelegenheit, sich zu erholen.
In unserer heutigen schnelllebigen Zeit fällt uns das oft schwer. Sind wir es doch gewöhnt, immer in Aktion zu sein und immer in irgendeiner Form unterhalten zu werden. Sei es, dass wir arbeiten, uns mit Freunden treffen oder uns vom Fernseher oder den Sozialen Medien berieseln lassen. Einfach nur im Bett zu liegen und nichts zu tun, fällt uns nicht leicht. Aber wenn wir krank sind, braucht unser Körper Ruhe und Erholung, damit unser Immunsystem ungestört arbeiten kann und wir wieder gesund werden können.
Wir müssen genau hinhören:
Wenn wir uns auf diese erste Botschaft unseres Körpers einlassen, können wir die Zeit des Nichtstuns für uns nutzen: Wir können uns Gedanken darüber machen, was uns diese Krankheit, die uns gerade zur Untätigkeit zwingt, vielleicht noch sagen will. Denn jede Krankheit will uns nicht nur sagen, dass wir uns ausruhen sollen, sie hat auch immer eine persönliche Botschaft für uns, die für jeden einzelnen ganz unterschiedlich aussehen kann. Meistens hören wir gar nicht genau hin. Aber es lohnt sich durchaus, sich ganz bewusst auf die Suche nach dieser ganz persönlichen Botschaft zu machen.
Dabei müssen wir uns eigentlich nur eine ganz einfache Frage stellen und ehrlich beantworten: Warum bin ich krank geworden? Das heißt nicht, dass wir herausfinden sollen, wer uns angesteckt hat. Wir sind nicht das Gesundheitsamt. Vielmehr sollten wir uns die Frage stellen, was unser Immunsystem so geschwächt hat, dass es nicht in der Lage war, die Krankheitserreger erfolgreich zu bekämpfen. Denn mit einem gesunden Immunsystem können wir Erreger erfolgreich abwehren, auch wenn der Kollege vom Schreibtisch gegenüber seine Viren mit einem herzhaften Nieser direkt in unsere Richtung katapultiert.
Es gibt ganz unterschiedliche Gründe, warum unsere Abwehrkräfte nicht einwandfrei funktionieren: Vielleicht haben wir in den letzten Wochen viel zu viel gearbeitet und uns tagtäglich großem Stress ausgesetzt. Vielleicht haben wir uns deshalb auch viel zu schlecht ernährt und abends nach einem langen Arbeitstag viel zu häufig die Fertigpizza in den Ofen geschoben, anstatt uns eine frische, vitaminreiche Mahlzeit zuzubereiten. Vielleicht gibt es aber auch einen seelischen Konflikt, der uns schon seit Monaten belastet, und der uns viel Energie raubt und zahlreiche schlaflose Nächte bereitet.
Unser Körper sendet Signale:
Wenn wir nicht achtsam mit uns umgehen und unser Körper aus der Balance gerät, äußert er sich meistens erst einmal recht zurückhaltend. Wenn wir die ersten zaghaften Signale beispielsweise in Form einer leichten Erkältung ignorieren, sendet er uns weitere, deutlichere Signale. So kann es durchaus passieren, dass wir zusätzlich zu der lästigen Erkältung auch noch eine Nasennebenhöhlenentzündung bekommen. Irgendwann können wir unseren Körper dann nicht mehr ignorieren. Er schickt uns dann vielleicht hohes Fieber und zwingt uns schließlich so, uns ins Bett zu legen und uns endlich auszuruhen.
Um es gar nicht so weit kommen zu lassen, tun wir gut daran, die zarten Signale unseres Körpers nicht zu ignorieren und frühzeitig nach den Ursachen unserer Erkrankung zu suchen. Aber wir sollten es nicht dabei belassen, nur nach den Ursachen zu suchen. Es ist viel wichtiger, die richtigen Schlüsse daraus zu ziehen und hinzuschauen, was unser Körper uns sagen will, um uns dann Gedanken darüber zu machen, was wir langfristig ändern sollten. Wenn wir krank werden und einfach so weiter machen wie zuvor, werden wir sicherlich schneller als uns lieb ist wieder im Bett liegen.
Konkrete Ziele sind hilfreich
Wenn wir also mal wieder mit einer Bronchitis im Bett liegen und nach den Ursachen forschen, wird uns vielleicht bewusst, dass uns diese Krankheit immer dann erwischt, wenn wir viel Stress haben. Und wenn wir dann weiter nachdenken, stellen wir vielleicht fest, dass wir uns in stressigen Zeiten meistens mit Fertiggerichten und Kaffee über Wasser halten und uns gerne zum „Runterkommen“ abends noch ein bis drei Gläser Rotwein gönnen. Wenn wir dieses Muster erst einmal erkannt haben, wird uns schnell klar werden, dass das nicht gerade gesundheitsförderlich ist.
Da der Ausgangspunkt für unser Verhalten Stress ist, sollten wir überlegen, wie wir zukünftig Stress vermeiden oder zumindest reduzieren können. Dabei lohnt es sich sicherlich, einen Blick darauf zu werfen, was uns denn eigentlich Stress bereitet. Sagen wir viel zu selten nein, weil wir dadurch die Anerkennung unseres Vorgesetzten suchen? Oder sind wir einfach viel zu perfektionistisch und sind wegen den viel zu hoch gesteckten Erwartungen an uns selbst, immer wieder unter Druck.
Nur wenn wir genau hinschauen, können wir heilsame Schlüsse für die Zukunft ziehen. Ein pauschales „Ich muss Stress vermeiden“ ist nicht hilfreich und macht uns eher noch mehr Druck. Konkrete und realistische Ziele, die wir uns stecken, können im Gegensatz dazu sehr hilfreich sein. Wir können uns beispielsweise vornehmen, bei der Arbeit nur noch Projekte anzunehmen, die wir auch wirklich schaffen können und unserem Vorgesetzten deutlich zu sagen, wenn es uns zu viel wird. Oder wir können uns vornehmen, in stressigen Zeiten andere um Hilfe zu bitten, um den Alltag leichter zu bewältigen. Oft versuchen wir, mit zusammengebissenen Zähnen, irgendwie alles hinzukriegen und kommen gar nicht auf die Idee, den Partner oder eine Freundin um Unterstützung zu bitten.
Unser Körper wird es uns danken
Wenn wir wissen, dass wir uns in stressigen Zeiten immer schlecht ernähren, lohnt es sich außerdem, Vorkehrungen zu treffen. Wie wäre es zum Beispiel, sich in ruhigeren Zeiten oder am Wochenende einen Vorrat an selbst gekochten, vitaminreichen Gerichten einzufrieren, damit man in der Not immer etwas Gesundes parat hat? Oder darauf zu achten, viel Obst und Gemüse einzukaufen, das man immer mit zur Arbeit nehmen kann und das wenig Vorbereitungszeit braucht?
Stress lässt sich sicherlich nie ganz vermeiden, aber wir können versuchen, besser mit ihm umzugehen und mehr auf uns selbst zu achten. Dazu gehört auch, sich immer wieder kleine Auszeiten zu nehmen und sich selbst etwas Gutes zu tun.
Aber die Gründe, warum wir krank werden, sind sehr vielseitig. Deshalb ist es wichtig, dass jeder nach seinen ganz persönlichen Krankheitsursachen sucht und seinen ganz individuellen Plan raus aus der Krankheit entwickelt. Wenn wir unserem Körper zuhören und seine Botschaften ernst nehmen, wird er uns mit mehr Kraft und Energie und einem stärkeren Immunsystem danken. Und so gehen wir dann gestärkt und im wahrsten Sinne des Wortes gesundet aus einer Krankheit hervor.
Ihre Eva Ehehalt
(Eva ist Ernährungsberaterin, Autorin und Bloggerin. Auf Ihrer Seite findet Ihr viele tolle Tipps und Rezepte: www.leckervital.com)