Adaptogene – was ist das denn?

Adaptogene, auch als Powerpflanzen oder Superfood bezeichnet, helfen uns, uns an herausfordernde, stressige Situationen besser gewöhnen zu können oder – anders ausgedrückt – uns anpassen zukönnen, zu adaptieren.

Der russische Pharmakologe Nikolai V. Lazarev prägte schon 1947 den Begriff „Adaptogen“. Er war bei seinen Forschungen auf der Suche nach Pflanzen, die den Menschen resistenter gegen Stress machten und die Immunabwehr steigerten. Die Forschung schritt immer weiter voran und heute gibt es unzählige Studien zu diesen Superfoods.

Neben den Studien haben auch die hohen Anforderungen unserer Zeit mit ständiger Erreichbarkeit, Multi-Tasking und Co. die Adaptogene in den Fokus unserer Aufmerksamkeit rücken lassen. Maca, Goji-Beere und viele andere Powerpflanzen sind heute nicht mehr wegzudenken aus unserem modernen Alltag.

Was macht die Kraft der Adaptogene aus?

Durch die komplexen und erhöhten Anforderungen an uns von außen, sei es im privaten oder beruflichen Umfeld, schüttet unser Körper – genauer gesagt – unsere Nebenniere Stresshormone, allen voran das Cortisol aus. Doch unser körpereigenes Stressregulationssystem ist nicht auf dauerhafte Belastung ausgelegt. Denn eigentlich sollte es „nur“ ausreichen, um vor dem Säbelzahntiger zu flüchten. Die Stressanforderung heute geht aber bei vielen über Wochen, Monate und Jahre und wird nicht weniger. Über kurz oder lang kann die Nebenniere nicht mehr, sie leidet an Erschöpfung und kann kein Cortisol mehr produzieren. Da die Nebenniere in komplexe Systeme in unserem Körper eingebaut ist, macht sich die versiegende Produktion von Cortisol nicht nur bezogen auf die abnehmende Leistungsfähigkeit bemerkbar, sondern auch in den Bereichen mangelnde Immunabwehr, Schlafstörungen oder hormonelle Ungleichgewichte (z. B. unerfüllter Kinderwunsch).

Der biochemische Wirkmechanismus der Adaptogene ist nicht noch abschließend geklärt. Es wird angenommen, dass die Inhaltsstoffe der Pflanzen unserem körpereigenen Cortisol sehr ähnlich sind. Sie können also auf ähnliche Weise wie das Cortisol in unserem Körper wirken und stärken damit die Nebennieren. Sie schaffen eine Art Reserve, mit dem Stress besser klarzukommen. Auch wurde entdeckt, dass wiederum andere Inhaltsstoffe der Adaptogene unseren Körper bei der Regeneration auf Zellebene unterstützen und verhindern, dass schädliche Stoffe in Stressphasen erst gar nicht gebildet werden können.

Wichtig ist die Abgrenzung der Adaptogene zu den Stimulanzien wie Kaffee, Alkohol und Drogen. Per Definition von Brekhman und Dardymov, den Vätern der Adaptogene, sollen sie

  • den Schaden, den Stress anrichtet, mildern
  • unsere Leistungsfähigkeit steigern
  • nebenwirkungsfrei sein, also auch nicht abhängig machen
  • dem Körper nicht schaden

 

 

 

 

Wobei können Adaptogene eingesetzt werden?

Grob werden die Adaptogene in fünf Gruppen eingeteilt:

  • Hormonregulierende Pflanzen
  • Immunstärkende Pflanzen
  • Nervenstärkende Pflanzen
  • Pflanzen zur Steigerung der Leistungsfähigkeit
  • Pflanzen zur Senkung von Alterungserscheinungen

Dabei kann eine hormonregulierende Pflanze auch die Immunabwehr stärken. Die Einteilung bezieht sich auf das Hauptwirkungsspektrum.

Adaptogene wirken bei jedem Menschen anders, deshalb kann die eine Pflanzen einen Menschen super unterstützen, einen anderen jedoch gar nicht. Auch ist das Eintreten einer Verbesserung unterschiedlich. Die Wirkung mancher Pflanzen tritt sofort nach der ersten Einnahme in Erscheinung, andere hingegen muss man mind. drei Monate einnehmen, bevor die Wirkung sich voll entfaltet.

 

Welche Pflanzen helfen wobei?

Hormonregulierende Pflanzen

Damiana (Turnera diffusa) wurde schon bei den Mayas als natürliche Aphrodisiakum bei Männern und Frauen eingesetzt. Doch nicht nur zur Luststeigerung kann Damiana eingesetzt werden. Ihre Inhaltsstoffe halten länger wach und geben Energie. Bei manchen Menschen wird sogar von einer angstlösenden Wirkung berichtet.

Damiana kann als Fertigpräparat aus der Apotheke eingesetzt werden. Als Teezubereitung überbrüht man 1 TL getrocknete Blätter mit 250 ml heißem Wasser und lässt es 10 Minuten zugedeckt ziehen. Ideal sind 2 Tassen Tee/täglich.

Immunstärkende Pflanzen

Bereits seit Jahrhunderten wird der Sonnenhut (Echinacea purpurea) als immunstärkende Pflanze eingesetzt. Die Wirkung ist dabei aufgeteilt: Einerseits unterstützt der Sonnenhut unseren Körper bei der Immunantwort, d. h. bei der Reaktion im Krankheitsverlauf. Bei Erkältungskrankheiten kann er auch vorbeugend eingenommen werden und verkürzt den Krankheitsverlauf spürbar.

Es gibt hochwirksame Fertigarzneimittel aus Sonnenhut in Kombination mit Färberhülse und Lebensbaum.

Nervenstärkende Pflanzen

Baldrianwurzel (Valerianae radix) ist sicherlich eine der bekanntesten Heilpflanzen in unserer Kultur. Klassischerweise wird sie in Kombination mit anderen Pflanzen z. B. Melisse und Hopfen als pflanzliches Schlafmittel eingesetzt. In Kombination mit Johanniskraut wird dem Baldrian eine stimmungsaufhellende und aktivierende Wirkung nachgesagt.

Pflanzen zur Steigerung der Leistungsfähigkeit

Guarana (Paullinia cupana) kommt aus dem Amazonasgebiet. Der Samen der Guarana enthält eine hohe Menge an Koffein, deshalb wird es zu Steigerung der Leistungsfähigkeit eingesetzt. Die Wirkung wird jedoch viel langsamer und sanfter als beim Kaffee spürbar. Guarana steigert zudem die Konzentrations- und Merkfähigkeit. Die enthaltenen Saponine wirken entzündungshemmend und schleimlösend. In Kombination mit Kurkuma kann diese Wirkung noch intensiver hervorgehoben werden.

Pflanzen zur Senkung von Alterungserscheinungen

Der Holunder (Sambucus nigra) ist eine in unseren Wäldern weit verbreitete Pflanze. Aus den Holunderblüten wird der Sirup gewonnen, welcher vielen Getränken beigemischt werden kann und einen intensiven Geschmack hat. Aus den schwarzen Beeren wird Gelee oder auch Holunderbeerensaft hergestellt. Wichtig ist, dass die Beeren nicht roh gegessen werden dürfen, da sie Blausäure enthalten. Diese zerfällt beim Kochen, weshalb die Holunderbeeren immer erhitzt werden müssen!

Holunder wurde schon in der Volksheilkunde bei Fieber eingesetzt. Bestätigt wurde den Holunderbeeren eine antivirale Wirkung. Auch sind sie reich an Anthocyanen, die antioxidativ wirken. Dies erklärt den Einsatz zur Senkung von Alterungserscheinungen bei oxidativem Stress.