Themenspecial - Fermentierte Lebensmittel

Fermentierte Lebensmittel – zeitgemäß und gesund?

Fermentieren – was ist das eigentlich?

Der Begriff ist abgeleitet aus dem Lateinischen „fermentum“, was „Gärung“ bedeutet. Fermentation bedeutet nichts anderes, als durch die Nutzung natürlicher Prozesse, Lebensmittel länger haltbar zu machen. Und das, wie zu Ur-Ur-Großmutters Zeiten, als die Fermentation oft das Überleben während der kalten Jahreszeit sicherte. Denn lange bevor es Tiefkühltruhen oder gekühlte Lagerhäuser gab, mussten die Menschen dafür Sorge tragen, die Ernte des Sommers so zu konservieren, dass die Lebensmittel auch im Winter noch verfügbar waren.

Fermentationsprozesse haben also eine lange Geschichte und ihr Ursprung wird in China vermutet. Man geht davon aus, dass die Menschheit vor etwa 9.000 Jahren begonnen hat, gezielt zu fermentieren nachdem man erkannte, dass dies die Lebensmittel nicht nur haltbarer, sondern z.T. auch schmackhafter machte. Auch als Medizin galten fermentierte Produkte in der Vergangenheit. Ob im antiken Ägypten, in Griechenland und Italien, in Mesopotamien oder in China – überall wurden fermentierte Getränke als Schmerzmittel eingesetzt. Russische ÄrztInnen behandelten PatientInnen mit Tuberkulose oder Diarrhoe mit Kumis, einem traditionellen alkoholischen Getränk aus fermentierter Stutenmilch. Und Sorghum-Bier, eine gute Niacinquelle, wurde in Südafrika zur Prävention von Pellagra eingesetzt.
Auch heutzutage spricht vieles für die Fermentation. Neben der längeren Haltbarkeit hat - insbesondere die Gastronomie – die unglaubliche Aromenvielfalt, die bei dieser natürlichen Art der Haltbarmachung entsteht, wieder entdeckt.
Aber es gibt weitere Vorteile, die das Fermentieren wieder in den Fokus gerückt haben. Viele Lebensmittel werden durch die Fermentation leichter verdaulich, was in einer Gesellschaft, in der immer häufiger Verdauungsbeschwerden auftreten, natürlich großes Interesse hervorruft. Für die Fermentation spricht zudem, dass dieser Verarbeitungsprozess so klimafreundlich und nachhaltig ist, weil für diese Art der Konservierung von Nahrungsmitteln kein Strom benötigt wird. Das bietet neben dem ökologischen Aspekt, den zusätzlichen Vorteil, dass alle Vitamine in den Lebensmitteln enthalten bleiben, da diese nicht erhitzt werden. Bei einigen Fermentationsprozessen entstehen sogar zusätzliche Vitamine wie Vitamin C oder auch B Vitamine. Was viele von uns gar nicht wissen: so gut wie jeder von uns hat täglich Kontakt zu Fermenten. So sind z.B. Kaffee, Schokolade und Wein fermentierte Produkte. 

Was passiert bei der Fermentation?

Im Prinzip nutzt die Fermentation lediglich ganz natürliche chemische Prozesse aus der Natur, die dafür sorgen, dass Nahrungsmittel konserviert werden. Kleinste Lebewesen – sogenannte Mikroorganismen bzw. Mikroben – wandeln dabei auf natürliche Weise unterschiedliche organische Substanzen in andere Stoffe um. Um ein Lebensmittel zu fermentieren, gibt man natürliche Mikroorganismen wie Hefe, gute Bakterien oder Schimmelpilze als Starterkultur bei. Nicht immer aber müssen Bakterien oder Pilze zum Ausgangsprodukt gegeben werden, um eine Fermentation auszulösen. In vielen Fällen befinden sich die benötigten Mikroorganismen schon auf der Oberfläche des Lebensmittels.
Dann wird das Lebensmittel luftdicht gelagert. Während der Lagerung vermehren sich die Starterkulturen. Kohlenhydrate werden zu Milchsäure mit konservierenden Eigenschaften umgewandelt. Der pH-Wert sinkt und es entsteht ein saures Milieu, in dem ungesunde Keime nicht gedeihen können, die das Lebensmittel verderben würden. Ergebnis ist ein haltbares und in Textur, Geschmack und Nährwert verändertes Lebensmittel.
Bakterien? Das klingt erstmal nicht besonders appetitlich, aber nicht alle Bakterien z.B. sind schädlich oder gefährlich. Im Gegenteil: viele von ihnen sichern unser Überleben und diese Art der natürlichen Konservierung – richtig ausgeführt – macht viele Lebensmittel sogar noch gesünder und besser verträglich.

Welche Arten der Fermentation gibt es?

Es gibt verschiedene Arten der Fermentation, die unterschiedliche Lebensmittel auf verschiedene Weise lange genießbar bleiben lassen. Nachfolgend einige Beispiele für die natürliche Konservierung von Lebensmitteln:

Die alkoholische Gärung
Vermutlich ist sie die bekannteste Art der Fermentation, denn schließlich beschert sie uns kühlendes Bier und äußerst leckeren Wein. Übrigens lassen sich alle Früchte zu alkoholischen Flüssigkeiten vergären. Durch Einstampfen tritt der Fruchtsaft aus und kommt in Kontakt mit den Hefen, die natürlicherweise auf ihrer Oberfläche vorhanden sind. Die Hefen lösen die Umwandlung des (Frucht-)Zuckers in Alkohol aus, wobei CO2 freigesetzt wird. In diesem Fall spricht man von alkoholischer Gärung. Sie findet unter anaeroben Bedingungen – also ohne Sauerstoff – statt.

Fermentation am Beispiel Wein

Bei der Gärung wird der enthaltene Zucker (eine Mischung aus Glucose und Fructose) im Wein mit Hilfe von Hefen zu Alkohol umgewandelt. Je mehr Zucker umgewandelt wird, desto trockener wird der Wein und die Gärung ist abgeschlossen, wenn der Zucker nahezu vollständig umgewandelt ist. Dann sterben die Hefen ab und sinken zusammen mit anderen Stoffen als Trub an den Boden des Gärbehälters. Bei Weißweinen beibt der Wein auch nach Ende des Gärvorgangs zunächst noch auf dem Hefesatz, da diese Lagerung für zusätzlichen Geschmack und Fülle des Weins sorgt. Zur Herstellung eines Rotweins durchläuft der Wein übrigens quasi noch eine weitere Art der Gärung.

Die Essigsäuregärung

Essig wird auf der Grundlage von Fruchtsäften mittels zweier Gärprozesse hergestellt: Alkohol- und anschließend Essigsäuregärung oder -fermentation. Essigsäurebakterien entwickeln sich zunächst schnell an der Oberfläche fermentierter oder gegorener Fruchtsäfte und bilden eine Essigmutter genannte Schicht. Sie wandeln anschließend den bei der Alkoholgärung des Fruchtsafts produzierten Alkohol in Essigsäure um. Diese Art der Gärung haben vielleicht etliche schon unfreiwillige erlebt. Eine zu lang offen stehende Flasche Wein beispielweise wird mit der Zeit sauer. Ein typisches Beispiel für die Essigsäuregärung bei der Acetobacter den Alkohol in Essigsäure umwandeln. Im Prinzip kann so jede Art von Alkohol zu Essigherstellung genutzt werden, aber nur bestimmte Bakterien können Alkohol als Energiequelle verwenden und ihn zu Essigsäure und Wasser abbauen. Eine Voraussetzung dafür ist Sauerstoff.

Die Milchsäuregärung

Bei der Milchsäure-Gärung sind vor allem die im Grundprodukt vorhandenen Zucker wichtig. Welche Arten von Zucker das sind, kann bei verschiedenen Fermenten ganz unterschiedlich sein. In jedem Fall aber verarbeiten die Mirkoben während der Fermentation die im Grundprodukt vorhandenen Zucker. Je nachdem welche Zucker und Mikroben vor Ort sind, können unterschiedliche Endprodukte entstehen – im Fall der Milchsäuregärung aber immer Milchsäure (daher ihr Name) und oft auch Kohlenstoffdioxid. Diese Form der Fermentation läuft unter Ausschluss von Sauerstoff ab. Die dadurch anaerobe Umgebung sowie der sinkende PH-Wert bilden die optimale Umgebung, damit sich schädliche Bakterien nicht ansiedeln können. Typische Endprodukte für die Milchsäuregärung sind Joghurt, Käse, Buttermilch, Kefir etc.

Die spontane Fermentation - spezielle Milchsäuregärung bei Sauerkonserven

Bei der wilden oder auch spontanen Fermentation finden sich die nötigen Bakterien auf dem Grundprodukt wie z.B. dem Gemüse. Zur Herstellung einer Sauerkonserve – dieser Begriff umfasst Gemüse, das durch die Milchsäuregärung haltbar gemacht wird – eignen sich prinzipiell alle Kohlsorten, Gurken, Wurzelgemüse usw. Aufgrund der auf ihnen bereits vorhandenen Bakterien werden sie – zumeist geschnitten oder zerkleinert – in eine Salzlake gegeben und mit gewünschten Gewürzen verfeinert. In einem luftdicht verschlossenen Behälter wandeln Milchsäurebakterien den im Gemüse vorhandenen Zucker um, wobei auch Kohlenstoffdioxid entsteht, welches aus dem Behälter abgeführt werden muss.

Das Abhängen

Beim Abhängen handelt es sich um eine Fermentation, die Struktur und Geschmack des Tierfleischs verändert. Bereits unsere Vorfahren kannten das Verfahren, Fleisch von Wildbret, aber auch Schlachtvieh durch kontrolliertes Lagern zur schmackhaften und genießbaren Fleischreifung zu bringen. Direkt nach dem Schlachten ist Fleisch im rohen Zustand nicht genießbar. Erst durch das fachgerechte Lagern werden die Muskelfasern mürbe. Beim Abhängen zersetzen Enzyme die Faserstruktur der Muskeln und das Fleisch wird zart und bekömmlich. Eine populär gewordene Möglichkeit ist die Trockenreifung, bei der das Rindfleisch bis zu acht Wochen gelagert wird.

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